Pressemitteilung JES Bundesverband und JES NRW zum Welt AIDS-Tag
Besorgniserregender Anstieg von HIV-Infektionen bei Drogengebrauchern Auch bei der Hepatitis C besteht weiter Handlungsbedarf
Beunruhigende Entwicklung: Seit 2010 ist unter DrogengebraucherInnenn ein Anstieg der HIV-Infektionen zu verzeichnen. In den zehn Jahren davor sind die Zahlen der HIV-Infektionen in dieser Gruppe hingegen leicht rückläufig gewesen. Die geschätzte Zahl der Neuinfektionen in 2016 beträgt bei intravenös Konsumierenden 240. Die Anzahl der tatsächlichen HIV Neudiagnosen durch den intravenösen Drogenkonsum lag bei 127 Fällen. Damit setzt sich der Trend der letzten Jahre fort.
Nicht sehr viel besser bei der Hepatitis C (HCV): Laut RKI steigt der Anteil HCV-Infizierter mit der Dauer des intravenösen Drogenkonsums, z.B. auf 72% nach einer Konsumdauer von 10 Jahren. HCV ist potentiell tödlich aber heilbar. So sind heute etwa 60% der Fälle von Leberkrebs und 63% der Lebertransplantationen auf eine HCV-Infektion zurückzuführen. Weltweit starben an den Spätfolgen der Infektion 2015 knapp 400.000 Menschen. (alle Zahlen RKI)
Es bedarf also weiterer Anstrengungen, um gezielt Neuinfektionen durch Information, Prävention und Behandlung zu reduzieren. Bis zu 50% der DrogenkonsumentInnen in der DRUCK Studie des RKI, berichteten, dass sie über keinen ausreichenden Zugang zu sterilen Konsumutensilien verfügen.
JES fordert daher ausreichende Mittel von Ländern und Kommunen für Utensilien zur Prävention sowie die Einrichtung von weiteren Drogenkonsumräumen. Darüber hinaus kann mit dem Ausbau von Spritzenautomaten ein anonymer Zugang rund um die Uhr mit geringen Kosten geschaffen werden, der dazu beitragen kann die Zahl der HIV und HCV Infektionen zu verringern. Auch eine Abkehr von der bisherigen Praxis des 1:1 Spritzen-Tauschs, eine gebrauchte gegen eine neue, ist in der niedrigschwelligen Drogenarbeit dringend geboten.
Da ein Großteil der HIV- und HCV-Neuinfektionen in Haft erfolgt, müssen zudem auch in den Gefängnissen diskrete Möglichkeiten von Spritzenvergabe und -tausch geschaffen werden.
Darüber hinaus gilt es niedrigschwellige Beratungs- Test- und Behandlungsangebote zu installieren. Viele der dokumentierten Infektionen mit HIV und HCV waren den Erkrankten vorher unbekannt, was das Risiko einer Infektion Dritter massiv erhöht.
Hepatitis C lässt sich heute in den allermeisten Fällen zum Glück leicht medikamentös heilen.
„Leider sind viele Ärzte wegen der hohen Kosten einer HCV-Therapie noch immer verunsichert, eine derartige Behandlung anzubieten. Zumal, so scheint es uns, wenn es sich um Drogen Gebrauchende oder Substituierte handelt“, sagt Mathias Häde vom JES Bundesvorstand dazu. Das muss sich ändern!
– Kontakt: Mathias Häde – mhaede@jesnrw.de – 0176 39569496 –
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