Bei akuten Schmerzen nach Unfall, OP oder chronischen Schmerz sehen sich viele Substituierte oder Konsumenten illegalisierter Opiate mit einem Problem konfrontiert: Sie bekommen keine, zu schwache oder zu wenige Schmerzmittel weil den behandelden Ärzten das Fachwissen fehlt und der grundsätzliche Verdacht im Raume steht das der betreffende Patient einen missbräuchlichen Umgang mit jeglichem Schmerzmittel haben würde.
Persönlich erlebt
Ich bin 55 Jahre, weiblich und bekomme 400 mg Substitol und habe all das vor zwei Jahren selbst erlebt. Ich suchte nach einer Klinik und einer Ärztin oder einem Arzt mit der Bereitschaft, mich als Substituierte der dringend notwendigen Bauch-OP mit sogenannter „Schlüssellochtechnik“ (Lapraskopie) zu unterziehen. Die notwendige Schmerzbehandlung sollte natürlich dazu gehören.
Was ich während meiner Suche erlebte und mir von Medizinern anhören musste, war beängstigend und diskriminierend. Von „Das tut gar nicht weh!“ bis „Sie bekommen 400 mg retardiertes Morphin, da brauchen Sie keine Schmerzbehandlung!“ war alles dabei. Schließlich fand ich nach über 6 Monaten eine niedergelassene Chirugin mit ihrem Narkosearzt, die bereit waren, mich zu operieren.
Ich bin überzeugt, dass kein Mensch mit Opiatgewöhnung – ob substitutiert oder konsumierend – solch eine Erfahrung braucht. Die Ärzte misstrauten mir einfach, dass ich trotz Substitol nach der OP unter Schmerzen litt. Seither träumte ich davon, einen Fürsprecher zu haben, der sich dieser Thematik annimmt. Ich suchte nach medizinischer Unterstützung, um ein Info-Papier zu erarbeiten, das über die Problematik informiert.
Unter anderem sollte das Papier folgende Punkte erklären:
- Opiat-Substitute haben keinerlei schmerzstillende Wirkung.
- Durch die Gewöhnung an Opiate haben Substuierte und User eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit und daher einen höheren Bedarf an Schmerzmitteln als der “Ottonormalverbraucher“.
Ausgiebige Recherchen in unserer Comunity ergaben, dass 99 Prozent aller Betroffenen vergleichbare Erlebnisse hatten. Daraufhin haben ich unser JES-Netzwerk darüber informiert und um Unterstützung gebeten.
Ein kleines Wunder
Nachdem wir fast ein Jahr vergeblich nach einem kompetenten und mutigen Schmerzmediziner in NRW gesucht hatten, der unser Anliegen unterstützt, passierte ein kleines Wunder: Durch Dirk Schaeffer von der Deutschen Aidshilfe (DAH) lernte ich im Frühjahr 2022 bei einer Veranstaltung in Königswinter Dr. Maurice Cabanis kennen. Er ist ärztlicher Direktor der Abteilung Suchtmedizin des Klinikum Stuttgart und Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin. Ihm erzählte ich von meinem Erlebnis und meiner Idee, behandelnden Ärztinnen und Ärzten Fachwissen an die Hand zu geben, dem sie vertrauen können. Er war sofort begeistert und willigte ein die Sache anzugehen. Gemeinsam haben wir dann alle wichtigen Informationen zusammengestellt und den Anwesenden beim nächsten deutschlandweiten Treffen in zwei Vorträgen präsentiert:
- Teil 1 Susanne K: Grundlagen Schmerz und Dein Recht auf schmerzmedizinische Behandlung
- Teil 2 Dr. Cabanis: Schmerbehandlung aus medizinischer Sicht.
Die anwesenden JESlerinnen und JESler waren sehr interessiert und beteiligten sich an der Zusammenstellung der Kriterien für das Schmerzpapier. Dr. CABANIS schlug zudem vor, die Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin (DGS) ins Boot zu holen. Eine geniale Idee, die sich leider als sehr arbeits- und zeitintensiv herausstellte.
Wir freuen uns deswegen von Herzen, nun das Schmerzpapier “Handout für Mediziner zur Schmerzbehandlung bei Substituierten“ allen Opiat Gebrauchenden zur Verfügung stellen zu können!
Mitte Oktober wird es dazu noch eine Erklärung des medizinischen Fachtextes, in einfach verständlicher Sprache geben zusammen mit einer kurzen Erklärung zum Recht auf schmerzmedizinische Behandlung – auch als Substituierte/r.
Das Schmerzpapier DGS_Schmerzbehandlung_Opioidgebrauchende steht zum Download zur Verfügung.
Susanne Kottsieper, Dortmund im September 2023
Standorte der Spritzenautomaten in Deutschland
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Pressemitteilung: JES-Bund und JES-NRW feiern gemeinsam Jubiläum
in Intern, JES bundesweit, Pressemeldungen /von RenateStigma und Kriminalisierung von Drogenkonsument*innen überwinden
Einzigartiges Selbsthilfenetzwerk begeht 35- jähriges Jubiläum mit einer Fachtagung in Köln
Das bundesweite Netzwerk von Drogen gebrauchenden Menschen, Ehemaligen und Menschen, die sich in einer Substitutionsbehandlung befinden (JES- Junkies, Ehemalige Substituierte) begeht sein 35-jähriges Jubiläum mit einem Fachtag. Zugleich wird der JES Landesverband des Netzwerks in Nordrhein-Westfalen 20 Jahre alt.
Kaum jemand gab JES eine Chance
Kaum jemand hat JES im Jahr 1989 eine Chance gegeben, als sich eine Gruppe von Heroinkonsument*innen in Hamburg zusammenfand, mit dem Ziel eine Initiative zu gründen, die ihre eigenen Interessen gegenüber dem Hilfesystem und der Politik vortragen wollte. Im Lichte sich ausbreitender HIV Infektionen in der Gruppe der Drogenkonsument*innen, sollte JES als Sprachrohr und Interessenvertretung fungieren und sich dafür einsetzen, die Verhältnisse für Drogen gebrauchende Menschen zu optimieren.
„Dass unser Netzwerk keine Unterschiede zwischen aktuell konsumierenden Menschen und Ehemaligen machte, war ein mutiger Schritt, der bis heute ein Alleinstellungsmerkmal des JES Netzwerk ist“, so Stefan Ritschel vom JES Bundesvorstand.
„Die übergeordnete Zielsetzung unseres Netzwerks war und ist, möglichst lebensweltnahe Hilfen zu ermöglichen und die Kriminalisierung von Menschen die Drogen gebrauchen zu beenden“, erläutert Renate Hermanns vom Vorstand des JES NRW Landesverband.
Vom Außenseiter zum gefragten Partner
Parallel zur Entwicklung des JES Netzwerks wurde das Konzept der akzeptierenden Drogenarbeit immer populärer und trug dazu bei, dass das JES Netzwerk immer mehr Partner*innen in den Strukturen der Einrichtungen fand.
Dem fortwährenden Engagement im JES Netzwerk stand vielfach der gesundheitliche Zustand und die Kriminalisierung von Drogenkonsument*innen im Wege. Trotz dieser schlechten Rahmenbedingungen entwickelte JES eine eigene Seminarreihe und produzierte eigene Fachpublikationen, die heute in der Aids- und Drogenhilfe eine hohe Anerkennung finden. Zudem ist JES in Gremien vertreten und vertritt so im Bund und im Land die Stimmen von Konsument*innen illegalisierter Substanzen.
JES ist maßgeblich für die Entwicklung des „Internationalen Gedenktags für verstorbene Drogengebrauchende“ am 21. Juli beteiligt. Heute findet der Protest- und Trauertag mit vielerlei Aktionen in mehr als 100 Städten statt.
„Wir freuen uns sehr, mit dem Fachtag in Köln einen Blick zurück aber auch in die Zukunft der Selbsthilfe im Bereich illegalisierter Substanzen zu werfen. Ferner freuen wir uns auf viele Gäste aus Aids- und Drogenhilfen, der Wissenschaft und Medizin, die unser Netzwerk in den letzten 35 Jahren begleitet und unterstützt haben,“ so Claudia Schieren, Geschäftsführerin von VISION e.V. in Köln und JES Bundesvorstand.
Kontakt:
Claudia Schieren (Bundesverband) 0176/70694324
Torsten Zelgert ( Landesverband) 0176/93635668
Download PDF-Version der PM
HIV Neuinfektionen – Von Entspannung kann keine Rede sein
in Aktuelles, Pressemeldungen /von mathiasPressemitteilung JES Bundesverband und JES NRW zum Welt Aids Tag 2023
Die Zahl der HIV-Neuinfektionen in den letzten 15 Jahren zurückgegangen, steigt aber bei
heterosexuellen und Drogen injizierenden Menschen.
Rund 1.900 Menschen haben sich im Jahr 2022 in Deutschland mit HIV infiziert, 100 mehr als
im Vorjahr. Die Zahlen machen deutlich, dass die HIV Infektionen insgesamt seit vielen Jahre
rückläufig. „Diese positive Entwicklung trifft leider nicht auf die Gruppe der Drogen gebrauchenden
Menschen zu,“ so Claudia Schieren vom JES Bundesverband.
So entfallen etwa 1.000 HIV-Neuinfektionen (53%) auf Männer, die Sex mit Männern haben
(MSM). Etwa 520 Menschen (27%) haben sich auf heterosexuellem Wege infiziert. Bei rund
370 Menschen (19%) wurde HIV durch intravenösen Drogenkonsum übertragen.
Konsequenter Ausbau der HIV Prävention benötigt ausreichende Mittel.
„Es muss nun darum gehen, die Angebote der Vermeidung von HIV Infektionen sowie die
Vergabe von sterilen Konsumutensilien konsequent auszubauen. So zeigt die Studie
Saferkonsum des Robert Koch Instituts und der Deutschen Aidshilfe, dass die von der WHO
vorgegebene Zahl von 300 Spritzen und Nadeln pro Person pro Jahr deutlich unterschritten
wird. Verantwortlich hierfür sind vielfach fehlende finanzielle Mittel für
Präventionsutensilien,“ so Stefan Ritschel vom JES Bundesverband. Die Folge einer solchen
Unterversorgung kann die gemeinsame Nutzung von Spritzen und Nadeln sein. Eine große
Gefahr für HIV Neuinfektionen.
PrEP ein großer Erfolg
Wie erfolgreich die medikamentöse HIV-Prophylaxe sein kann wird am Beispiel PrEP
deutlich. Rund 30.000 Menschen, vorrangig schwule und bisexuelle Menschen mit erhöhtem
HIV-Risiko nutzen diese Form der HIV Prävention.
Test- und Behandlungsangebote ausbauen
Insbesondere für die Gruppe der Drogen konsumierenden Menschen brauch es
niedrigschwellige Beratungs- und Testangebote um früh Klarheit über den Infektionsstatus
zu erlangen und so früh wie möglich eine Behandlung anzustreben,“ so Torsten Zelgert von
JES NRW. Zelgert weiter: „Auch die Angleichung des Wissenstands bei
Drogengebrauchenden sowie der Ausbau von Drogenkonsumräumen und der
Substitutionsbehandlung sind wirksame Maßnahmen um HIV Infektionen zu vermeiden“.
Kontakt : vorstand@jes-bundesverband.de info@jesnrw.de
diese PM als PDF Datei
Neustart der Düsseldorfer JES-Gruppe
in Aktuelles, JES intern /von RenateNach einigen Fluktuationen haben sich am 11.11.2023 acht Aktive zu einem Neustart der Düsseldorfer JES-Gruppe zusammengefunden. In den Wochen zuvor hatten sie sich als Besucher des Kontaktcafés „Flur45“ beim neu aufgelegten monatlichen Frühstück von JES NRW getroffen. Dabei entstand der Wunsch, die Düsseldorfer JES-Gruppe neu zu beleben.
Die Gruppe hat bereits einige Pläne. In jedem Fall wird sie das Frühstück für Drogenkonsument*Innen auch weiterhin anbieten und dazu wenn möglich den Raum in der Flurstraße 45 weiter nutzen. Die aktuellen Termine stehen jeweils in unserem Terminkalender.
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Klaus Philipzig für sein langjähriges Engagement.
Die neue Gruppe freut sich über weitere Aktive.
Ansprechpartner: Karsten Hintz, Tel: 015750438545
Schmerzen trotz Substitution – das JES-Schmerzpapier
in Drogenpolitik & Drogenhilfe, Publikationen, Substitution /von RenateBei akuten Schmerzen nach Unfall, OP oder chronischen Schmerz sehen sich viele Substituierte oder Konsumenten illegalisierter Opiate mit einem Problem konfrontiert: Sie bekommen keine, zu schwache oder zu wenige Schmerzmittel weil den behandelden Ärzten das Fachwissen fehlt und der grundsätzliche Verdacht im Raume steht das der betreffende Patient einen missbräuchlichen Umgang mit jeglichem Schmerzmittel haben würde.
Persönlich erlebt
Image by Ajay kumar Singh from Pixabay
Ich bin 55 Jahre, weiblich und bekomme 400 mg Substitol und habe all das vor zwei Jahren selbst erlebt. Ich suchte nach einer Klinik und einer Ärztin oder einem Arzt mit der Bereitschaft, mich als Substituierte der dringend notwendigen Bauch-OP mit sogenannter „Schlüssellochtechnik“ (Lapraskopie) zu unterziehen. Die notwendige Schmerzbehandlung sollte natürlich dazu gehören.
Was ich während meiner Suche erlebte und mir von Medizinern anhören musste, war beängstigend und diskriminierend. Von „Das tut gar nicht weh!“ bis „Sie bekommen 400 mg retardiertes Morphin, da brauchen Sie keine Schmerzbehandlung!“ war alles dabei. Schließlich fand ich nach über 6 Monaten eine niedergelassene Chirugin mit ihrem Narkosearzt, die bereit waren, mich zu operieren.
Ich bin überzeugt, dass kein Mensch mit Opiatgewöhnung – ob substitutiert oder konsumierend – solch eine Erfahrung braucht. Die Ärzte misstrauten mir einfach, dass ich trotz Substitol nach der OP unter Schmerzen litt. Seither träumte ich davon, einen Fürsprecher zu haben, der sich dieser Thematik annimmt. Ich suchte nach medizinischer Unterstützung, um ein Info-Papier zu erarbeiten, das über die Problematik informiert.
Unter anderem sollte das Papier folgende Punkte erklären:
Ausgiebige Recherchen in unserer Comunity ergaben, dass 99 Prozent aller Betroffenen vergleichbare Erlebnisse hatten. Daraufhin haben ich unser JES-Netzwerk darüber informiert und um Unterstützung gebeten.
Ein kleines Wunder
Nachdem wir fast ein Jahr vergeblich nach einem kompetenten und mutigen Schmerzmediziner in NRW gesucht hatten, der unser Anliegen unterstützt, passierte ein kleines Wunder: Durch Dirk Schaeffer von der Deutschen Aidshilfe (DAH) lernte ich im Frühjahr 2022 bei einer Veranstaltung in Königswinter Dr. Maurice Cabanis kennen. Er ist ärztlicher Direktor der Abteilung Suchtmedizin des Klinikum Stuttgart und Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin. Ihm erzählte ich von meinem Erlebnis und meiner Idee, behandelnden Ärztinnen und Ärzten Fachwissen an die Hand zu geben, dem sie vertrauen können. Er war sofort begeistert und willigte ein die Sache anzugehen. Gemeinsam haben wir dann alle wichtigen Informationen zusammengestellt und den Anwesenden beim nächsten deutschlandweiten Treffen in zwei Vorträgen präsentiert:
Die anwesenden JESlerinnen und JESler waren sehr interessiert und beteiligten sich an der Zusammenstellung der Kriterien für das Schmerzpapier. Dr. CABANIS schlug zudem vor, die Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin (DGS) ins Boot zu holen. Eine geniale Idee, die sich leider als sehr arbeits- und zeitintensiv herausstellte.
Wir freuen uns deswegen von Herzen, nun das Schmerzpapier “Handout für Mediziner zur Schmerzbehandlung bei Substituierten“ allen Opiat Gebrauchenden zur Verfügung stellen zu können!
Mitte Oktober wird es dazu noch eine Erklärung des medizinischen Fachtextes, in einfach verständlicher Sprache geben zusammen mit einer kurzen Erklärung zum Recht auf schmerzmedizinische Behandlung – auch als Substituierte/r.
Das Schmerzpapier DGS_Schmerzbehandlung_Opioidgebrauchende steht zum Download zur Verfügung.
Susanne Kottsieper, Dortmund im September 2023
Überdosierungen vermeiden – regulieren statt verbieten!
in Aktuelles, Pressemeldungen /von mathiasPressemitteilung von JES Bundesverband und JES NRW zum IOAD am 31.08.23
JES, als Vertretung von Menschen die illegalisierte Substanzen konsumieren, macht am 31. August – dem International overdose awareness day – auf Überdosierungen als Hauptursache für den Tod von Drogengebraucher*innen aufmerksam. Um die seit Jahren bekannten Folgen des Drogenverbots zu minimieren (Prohibition) streben wir einen regulierten und legalen Bezug dieser Substanzen an. Regulieren statt verbieten lautet daher unser Motto.
Wir rufen bei dieser Gelegenheit aber nicht zuletzt auch zu mehr praktischen Maßnahmen der Prävention und Harm Reduction auf.
Als Forderungen zur Risikominderung sind hier konkret zu benennen:
• Drogenkonsumräume zum sicheren Konsum existieren nicht in annähernd hinreichender Zahl – und in manchen Bundesländern gar nicht. Das muss sich ändern.
• Angebote der Substitution ( auch mit Diamorphin)) müssen flächendeckend und auch zukunftssicher erhalten oder neu installiert werden. Naloxon, das Gegenmittel bei Opioidüberdosierungen, sollte allen Konsumierenden, Substituierten, Angehörigen und Mitarbeiter*innen im Hilfesystem – als Notfallmedikament leichter zugänglich gemacht werden.
• DrugChecking, also die Analyse illegalisierter Substanzen auf Beimengungen und Potenz , muss überall in Deutschland, in Verbindung mit einem Beratungsangebot möglich sein.
Um ein öffentliches Zeichen zu setzen wird auf die Fassade der Geschäftsstelle des JES Bundesverbands und der Deutschen Aidshilfe (Wilhelmstr 138, 10963 Berlin) am 30.08. um 21:30 Uhr eine Laserinstallation projiziert.
Beim Punkt Drugchecking zeichnet sich bereits jetzt ein Flickenteppich lokaler Regelungen ab, der jede Übersicht in Zukunft für Drogengebrauchende schwer bis unmöglich macht, moniert Cora Meister vom Vorstand des Landesverbands JES NRW. Gefährliche Beimischungen müssen erkannt und der Konsum dieser
Beimischungen möglichst gemieden werden, so Cora Meister weiter. Die Kenntnis über eventuelle Beimischungen erhält der/die Konsument*in nur über ein Drug Checking Angebot.
Viele dieser Forderungen erheben wir seit vielen Jahren, leider bisher vergeblich, in der Hoffnung, dass sich letztlich die politische Vernunft gegen ideologische Scheuklappen durchsetzt, dass man an Ende irgendwann gar einsieht:eine Möglichkeit der Kontrolle über Drogen erhält die Gesellschaft letztlich nur durch legale Bedingungen, also den legalisierten und regulierten Handel mit diesen Substanzen, so lautet das Resümee von Mathias Häde vom JES Bundesvorstand.
Kontakt: Mathias Häde mathias.haede@gmail.com – 0176-39569496
Pressemitteilung als PDF Datei pm 21.07.23 jes final
Drogentod ist Staatsversagen!
in Aktuelles, Pressemeldungen /von mathiasGemeinsame PM von JES Bundesverband und JES NRW
„Internationaler Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende“
Am 21. Juli findet in etwa 100 Städten und mit Beteiligung von ca. 400 Einrichtungen der Aids- und Drogenhilfe, der Selbsthilfe sowie Initiativen von Angehörigen und Fachverbänden der Internationale Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende statt. Das Motto des Aktions- und Trauertags lautet in diesem Jahr „Drogentod ist Staatsversagen!“.
Im Jahr 2022 verzeichnete Deutschland zum 6. Mal in Folge einen jährlichen Anstieg der Todesfälle von Menschen, die illegalisierte Drogen konsumieren. Es starben 1990 Menschen an den Folgen von Überdosierungen, Schwarzmarktsubstanzen, Illegalität und Verfolgung sowie Infektionserkrankungen und Suiziden. In den vergangenen 10 Jahren hat sich die Zahl dieser Todesfälle verdoppelt. Ein echter Skandal, wie JES beklagt. JES versteht sich als Sprachrohr von Menschen, die illegal gestellte Dogen konsumieren.
„Auch wenn wir positive drogenpolitische Entwicklungen sehen, ist der Tod dieser Menschen durch eine über Jahrzehnte fehlgeleitete Drogenpolitik mitverursacht“, beklagt Cora Meister vom Landesverband JES NRW. „Da Drogentod auch ein gesamtgesellschaftliches Versagen ist (also ein Versagen des Staates auf diesem wichtigen Sektor), haben wir uns in diesem Jahr für dieses deutliche Motto entschieden“, so Meister weiter.
Die wissenschaftliche Evidenz zeigt, mit welchen Maßnahmen Drogentodesfälle zu vermeiden oder mindestens zu reduzieren sind. Hier einige Beispiele
Es fehlt in Deutschland an flächendeckenden gesetzlichen Voraussetzungen für eine Analyse von Schwarzmarktsubstanzen, also das sogenannte Drug Checking. Dies nun in die Verantwortung der jeweiligen Bundesländer legen zu wollen, erscheint uns als Ansatz unzureichend und eher verwirrend.
Niedrigschwellige und voraussetzungslose Angebote, auf Grundlage des Leitbilds
akzeptierender Drogenarbeit, sind ein unverzichtbarer und erfolgreicher Bestandteil des Hilfesystems. Die Erfolge sind sichtbar, dennoch ist die Finanzierung kommunaler Aids- und Drogenhilfe durch Kommunen und Länder unzureichend.
Die heroingestützte Behandlung ist trotz ihrer Erfolge nur für einen kleinen Teil der Heroinkonsument*innen zugänglich. Aktuell werden lediglich ca.1500 Menschen behandelt. Hohe und medizinisch nicht begründbare Hürden verhindern eine erfolgreiche Behandlung der allermeisten Konsumierenden.
„Der jährliche tausendfache Tod findet seinen Ursprung in der weiterhin praktizierten Kriminalisierung mit immer neuen Rekorden an Strafanzeigen. Die geplante Entkriminalisierung von Cannabiskonsumenten kann nur ein erster Schritt zur Möglichkeit der regulierten, legalen Abgabe von Cannabis an Erwachsene sein, dem weitere Schritte folgen müssen. Denn Kontrolle erfordert nun mal einen legalen Rahmen“, fasst Mathias Häde vom JES Bundesvorstand abschließend die Position von JES zur mittelfristigen Legalisierung aller Drogen zusammen.
Kontakt: mathias.haede@jes-bundesverband.de – 0176-39569496
Diese Pressemitteilung als PDF
Dramatisch: Todesfälle in 10 Jahren mehr als verdoppelt!
in Aktuelles, Pressemeldungen /von mathiasPressemitteilung von JES Bundesverband und JES NRW zur gestiegenen Zahl an im Zusammenhang mit Drogen Verstorbener.
Erneut musste der Drogenbeauftragte der Bundesregierung auch für das Jahr 2022 einen Anstieg der Zahl in Zusammenhang mit illegal gestellten Drogen Verstorbener vermelden. Diese Zahl stieg in 2022 auf 1990 und hat sich seit dem Jahr 2012 mehr als verdoppelt.
„Ein Skandal, dass sich grundsätzlich viel zu wenig in der Handhabung der Drogenproblematik bewegt hat. Das sture Beharren auf Repression und Verbote hat bislang lediglich den diversen Drogenmafias genützt“, wie Mathias Häde es für den JES Bundesverband ausdrückt.
Noch immer zu wenig Abdeckung der Regionen mit Substitution und Konsumräumen
Im Süden und Osten Deutschlands existieren nach Ansicht von JES deutlich zu wenig Angebote zur Substitution. Und Konsumräume für den risikoarmen Konsum gibt es in vielen Bundesländern gar nicht, lediglich 8 Bundesländer haben diese bislang eingerichtet. „Es wäre Aufgabe der betreffenden Landesregierungen, auch in diesen Regionen endlich eine moderne Drogenhilfe zu ermöglichen, die heute den Vorhalt von Drogenkonsumräumen schlicht als ihre Pflicht sieht“, wie Marko Stegmann für JES NRW hierzu formuliert.
Substanzkontrolle endlich auch in Deutschland erlauben!
Immens wichtig, vielleicht gar lebensrettend könnte es für illegale Drogen Konsumierende sein, über die Zusammensetzung des fraglichen Stoffes informiert zu sein. Ein unter den Bedingungen des Schwarzmarkts eher schwieriges Unterfangen. Daher der Gedanke der Möglichkeit zum Drugchecking, etwa im Konsumraum, aber auch an anderen Orten. Hierzu fehlt in Deutschland jedoch noch immer die entsprechende gesetzliche Grundlage. Das muss sich schleunigst ändern, um unnötige Risiken oder gar Todesfälle zu vermeiden, wie Claudia Ak für den Bundesvorstand JES fordert.
Drogenfachgeschäfte, wie beim Cannabis geplant, auch für weitere Drogen
„Wie für das Cannabis sinnvoller Weise geplant, muss es allerdings mittelfristig auch für weitere derzeit illegal gestellte Drogen Möglichkeiten zum legalen und sicheren Erwerb geben. Denn nur die Legalität gewährleistet einen kontrollierten Handel, kontrollierte Qualität und somit ein kalkulierbares Risiko“, so Torsten Zelgert abschließend für den Landesverband JES NRW.
Kontakt: Mathias Häde mathias.haede@gmail.com – 0176 39569496
Diese Pressemitteilung als PDF
JES gegen Rassismus!
in Aktuelles, Lebenswelten /von mathiasAnlässlich des Internationalen Tages gegen Rassismus am 21.03. verweisen wir an dieser Stelle auf eine Aktion des JES Bundesverbands und bitten um Teilnahme und Verbreitung. Denn Rassismus hat bei JES keine Chance!
https://www.jes-bundesverband.de/2023/03/rassismus-und-diskriminierung-haben-bei-jes-keinen-platz/
Und hier der Link zur JES-Fotoaktion
https://www.jes-bundesverband.de/2023/03/jes-fotoaktion-jes-gegen-rassismus/
Stellungnahme zur Weiterentwicklung der diamorphingestützten Behandlung von Opioiden Abhängiger in Deutschland
in Aktuelles, Drogenpolitik & Drogenhilfe /von mathiasDie Kampagne „100.000 Substituierte bis 2022“ hat in den letzten 18 Monaten mit verschiedenen Maßnahmen und Interventionen einen Beitrag geleistet, die Substitution von Opioiden abhängiger Menschen in rechtlicher, medizinischer und psychosozialer Hinsicht weiterzuentwickeln.
Zudem galt es, die Behandlungsform im Fokus aller Agierenden zu halten und zu einem Wissenszuwachs bei Patient*innen und nicht medizinischen Mitarbeitenden von Aids- und Drogenhilfen beizutragen. Zum Abschluss der Kampagne wurde eine Stellungnahme zur diamorphingestützten Behandlung erarbeitet, die eine Diskussionsvorlage zur Weiterentwicklung dieser Behandlungsform bieten soll.
Als größte Hindernisse auf dem Weg zu einer verbesserten, bedarfsorientierten Versorgungslage werden u.a. gesehen:
Hier die Vollversion der Stellungnahme von akzept, DAH und JES als PDF
JES NRW e.V. verleiht erstmals die Ehrenmitgliedschaft
in Aktuelles, Drogenpolitik & Drogenhilfe /von mathiasAm Samstag, den 07.01.2023 bekamen Heidrun Behle und Jürgen Heimchen die erste Ehrenmitgliedschaft seit Bestehen des Landesverbandes verliehen. Hierzu wurde im Vorfeld sogar die Vereinssatzung von uns entsprechend angepasst.
Es war uns eine große Ehre, die beiden für ihr Jahrzehnte langes und beispielloses Engagement für Drogen Gebrauchende mit der Ehrenmitgliedschaft unseres Landesverbands JES NRW e.V. auszuzeichnen. Heidrun wie auch Jürgen zeigten sich geehrt, aber auch gerührt von der Ehrung, was sie dann beide in einer kurzen Dankesrede deutlich zum Ausdruck brachten.
Wir hoffen, dass Heidrun und Jürgen noch lange unter uns weilen, weitermachen und so engagiert für uns und alle Drogen gebrauchenden Menschen einstehen.