Anlässlich des Welt -Aids- Tages 2022 machen der JES-Bundesverband sowie der Landesverband JES NRW in einer Pressemitteilung auf die steigende Zahl von HIV- und Hepatitis- Infektionen unter Drogen Gebrauchenden aufmerksam.
Während die Gesamtzahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland im Jahr 2021, wie im Vorjahr, bei 1.800 Fällen lag, macht ein Blick auf die Neuinfektionen über den intravenösen Drogengebrauch erneut einen Anstieg auf nunmehr 320 HIV-Infektionen deutlich. Auch die Gesamtzahl der Hepatitis C-Neudiagnosen des Jahres 2022 mit 6787 Infektionen (bis Woche 46) liegt deutlich über denen des Jahres 2021 mit 4216 Neudiagnosen.
Claudia Schieren vom JES-Bundesvorstand sagt dazu: „Beide Entwicklungen sind sehr unerfreulich. Neben einer dringend gebotenen ausreichenden Finanzierung von AIDS- und Drogenhilfen für Angebote der Vergabe von Konsumutensilien und Testung gilt es, das Augenmerk weiter auf die Folgen des Drogenverbots und der Kriminalisierung von Menschen zu richten, die gesetzlich illegal gestellte Substanzen konsumieren. Die Kriminalisierung ist weiterhin der maßgebliche Motor für Infektionserkrankungen und Stigmatisierung.“
Dass weite Teile Deutschlands nach Angaben des RKI über keine Angebote der Vergabe von Spritzen und Nadeln sowie anderer Konsumutensilien verfügen, seii nicht nachvollziehbar“, wie Cora Meister vom Landesverband JES NRW beklagt.
Die „saferKONSUM“ -Studie des Robert Koch Instituts (RKI) machte deutlich, dass die Zielvorgabe der Weltgesundheitsorganisation (eine jährliche Vergabe von 200 Spritzen/Nadeln pro Drogen injizierende Person bis zum Jahr 2020 bzw. 300 Spritzen/Nadeln pro Drogen injizierende Person bis 2030) als Indikator zur Eliminierung von HIV und Hepatitis B und C nur in wenigen Städten und Bundesländern erreicht wird.
Für JES als Interessenvertretung Drogen gebrauchender Menschen ist es schlicht ein Versagen der Kommunen und Ländern, dass mehr als ein Drittel der Einrichtungen angaben, das Budget für eine bedarfsgerechte Versorgung reiche bei weitem nicht aus.
„Dass die evidenzbasierten Empfehlungen und Maßnahmen erfolgreicher Modellprojekte wie der „DRUCK Studie“ sowie „HIV? HCV? Das check ich!“ durch die Länder nicht konsequent fortgeführt wurden ist nicht nachvollziehbar. Trotz erheblicher Ausgaben aufgrund der Corona Pandemie darf es nicht zu faktischen Mittelkürzungen bei Aids- und Drogenhilfen kommen“, sagt dazu Mathias Häde vom JES-Bundesvorstand.
Viele der während der Coronapandemie geschlossenen Kontaktangebote wurden nie wieder geöffnet. Der JES-Bundesverband sowie der Landesverband JES NRW fordern daher, dass gerade niedrigschwellige Angebote mit einer ausreichenden Finanzierung in die Lage versetzt werden müssen, ihren Aufgaben der Schadensminderung hinreichend nachkommen zu können.
https://jesnrw.de/wp-content/uploads/2021/12/hiv-g706a9f442_640.jpg371640mathiashttps://jesnrw.de/wp-content/uploads/2018/12/logo_jes_transparent-1.pngmathias2022-12-01 17:15:542022-12-30 11:36:05HIV- und Hepatitis-Infektionen bei Drogen Gebrauchenden sind vermeidbar!
Im Rahmen des dreitägigen Treffens der JES-Schienen wurde am 30.09.22 in Köln in ganz besonderer Mensch für seinen – zumeist ehrenamtlichen – Einsatz für das JES-Netzwerk und somit für die Drogen Gebrauchenden geehrt: Dirk Schäffer.
v.l. Dirk Schäffer, Axel Hentschel, Claudia Schieren bei der Ehrung
Dirk Schäffer ist seit fast 30 Jahren bei JES engagiert und seit längerer Zeit auch in verantwortlicher Position als Referent für Drogen und Haft der Deutschen Aids Hilfe tätig. Die Synergieeffekte dieser Tätigkeiten sind, wenn derart klug und engagiert eingesetzt, immens.
Und so haben wir als JES-Netzwerk Dirk Schäffer im Laufe der Jahre außerordentlich viel zu verdanken. Wir alle fragen uns oft, woher er die Energie nimmt und wie Dirk ein derart anstrengendes Programm überhaupt durchzuhalten vermag. Der Schlüssel liegt hier wohl in seiner persönlichen Motivation, in der Drogenpolitik pragmatische, weil nicht prohibitive Ansätze anzuregen und letztlich durchzusetzen.
Und Dirk ist, trotz seiner über die lange Zeit unbestreitbar immensen angesammelten Kenntnisse, kein „Fachidiot“ geworden, er blieb bodenständig und ein angenehmer Mensch, das ist vielleicht das wichtigste.
https://jesnrw.de/wp-content/uploads/2022/10/ehrung-dirk.jpg1067800mathiashttps://jesnrw.de/wp-content/uploads/2018/12/logo_jes_transparent-1.pngmathias2022-10-07 18:14:462022-11-25 15:29:58Ehrung für Dirk Schäffer
Am 02.10.2022 wurde die ordentliche Mitgliederversammlung von JES NRW im Anschluss an das dreitägige Treffen der Schienen des JES Netzwerks in der Jugendherberge Köln Riehl abgehalten. Dieses überregionale Treffen wurde übereinstimmend als äußerst gelungene Veranstaltung wahrgenommen, bei der sich die JES-Schienen mit ihren Projekten vorstellten und u.a. ein NalTrain-Kurs für alle durchgeführt wurde.
Dreitägiges Treffen der JES Schienen
Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde auch der Vorstand JES NRW gewählt. Ausgeschieden sind Anke Kanaan, Andreas Vivarelli und Walter Andriosso. Weiterhin angehören werden dem Gremium Cora Meister und Renate Hermanns, neu hinein gewählt wurden Patricia Westermann und Guido Rapior. Neue Namen, neuer Schwung!
Pressemitteilung des JES Bundesverbands und JES NRW
Anlässlich des International Overdose Awareness Day (IOAD) am 31.August, der in etwa 40 Ländern mit ca. 800 Veranstaltungen realisiert wird, machen das JES Netzwerk, die Deutsche Aidshilfe sowie Akzept mit einer Kampagne auf den dramatischen Anstieg von Todesfällen bei Menschen, die illegale Substanzen konsumieren, aufmerksam.
„Deutschland verzeichnet in den letzten 10 Jahren eine Verdopplung jährlicher Todesfälle. Eine tragische Entwicklung, die von den politisch Verantwortlichen nach unserer Ansicht klare drogenpolitische Kurskorrekturen erfordert“, so Mathias Häde vom JES Bundesvorstand. Opioid (z.B. Straßenheroin) bedingte Todesfälle (Überdosierungen) sind weiterhin die Hauptursache. JES unterstützt das Bundesmodellprojekt NALtrain, das als Reaktion auf diese Entwicklung umgesetzt wird. Hier sollen Mitarbeitende aus Aids- und Drogenhilfen zu Trainer*innen ausgebildet werden, um wiederum die Nutzer*innen ihrer Einrichtung zu trainieren und sie mit einem Naloxon Nasenspray auszustatten.
Claudia Schieren, die das Projekt im Beirat begleitet, macht darauf aufmerksam, dass trotz des erfolgreichen Verlaufs des Projektes bereits jetzt deutlich wird, dass die Verschreibungspflicht von Naloxon eine zu hohe Hürde bildet, um Opioid Konsumierende flächendeckend mit Naloxon auszustatten. „Wir müssen über staatliche Programme wie in Italien oder Schottland nachdenken und einen kostenfreien und niedrigschwelligen Zugang möglich machen,“ so Schieren weiter.
Die Substitutionsbehandlung hat sich als erfolgreichste Behandlungsform der Opiatabhängigkeit erwiesen. Die auf uns zukommenden Versorgungsprobleme durch die Altersstruktur der behandelnden Ärzt*innen erfordern größte Anstrengungen, um zusätzliche Ärzt*innen für diese Behandlung zu gewinnen.
Hier sind Revierkämpfe und kleinkariertes Denken fehl am Platz. JES unterstützt daher ausdrücklich Modelle der Behandlung mit Diamorphin, die fast zu 100% auch die Einnahme von retardiertem Morphin, Methadon oder Levomethadon einschließt. Die Diamorphinbehandlung hat es verdient, flächendeckend in ganz Deutschland angeboten zu werden. Die gesundheitliche und soziale Entwicklung der Patient*innen, die zuvor wenig von der Substitution profitiert haben, sind teilweise enorm.
„Dies alles bekämpft aber nur die Symptome, nicht die Ursachen von Krankheit, Tod und Leid. Daher ist es für die Initiator*innen des IOAD zwingend geboten, den Erwerb und Besitz von Mengen zum Eigenbedarf zu entkriminalisieren. Im nächsten Schritt muss eine Entkopplung vom Schwarzmarkt durch legale und kontrollierte Bezugswege erfolgen“, so Cora Meister von JES NRW.
Nur durch einen konsequenten Richtungswechsel der Drogenpolitik in Deutschland wird es gelingen, den tausendfachen Tod durch Schwarzmarktsubstanzen deutlich zu reduzieren. Mit der Kampagne „Lasst keinen Tag vergehen“ gilt es, alle Akteure für Maßnahmen der Schadensminderung wie Safer Use, Naloxon- und Erste Hilfe-Trainings und Maßnahmen zur Veränderung der Konsumform zu sensibilisieren. Zudem müssen wir uns gemeinsam für die Veränderung der rechtlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse einsetzen. Kontrolle funktioniert nun einmal allein unter legalen Bedingungen!
https://jesnrw.de/wp-content/uploads/2022/08/02_08_2022_ioad_v1.2_001.jpg19201358mathiashttps://jesnrw.de/wp-content/uploads/2018/12/logo_jes_transparent-1.pngmathias2022-08-30 21:59:042022-11-25 15:30:491826 „Drogentodesfälle“ ein deutlicher Hinweis auf Notwendigkeit von Veränderungen
Am 21. Juli wird in 90 Städten Deutschlands verstorbenen Drogen Gebrauchenden gedacht. Mehr als 400 Einrichtungen der Aids- und Drogenhilfe sowie Selbsthilfegruppen, Ärzt*innen, Wissenschaftler*innen und Angehörige Betroffener fordern eine konsequente Neuausrichtung der Drogenpolitik.
Am 21.07.2022 begehen wir ein trauriges Jubiläum. Der 25. Gedenktag für verstorbene Drogen Gebrauchende konfrontiert uns mit der höchsten Zahl der letzten 20 Jahre: Insgesamt starben im Jahr 2021 in Deutschland, nach offizieller Statistik, 1826 Drogen gebrauchende Menschen.
Viele kennen jemanden der 1826 Drogentoten als Klient*innen, Patient*innen, Freund*innen oder Angehörige persönlich. Überall im Land, ob in München, Berlin, Köln, Leipzig oder Kiel, trauern Menschen um Verstorbene, verstorben maßgeblich durch eine auf Verbote ausgerichtete Drogenpolitik.
„Wir werden uns als JES Netzwerk nicht damit zufriedengeben, den Tod unserer Freund*innen am 21 Juli zu beklagen und zu betrauern. Nein, wir werden uns weiterhin gesundheitspolitisch einmischen und unsere Stimme erheben“, wie Cora Meister vom Landesverband JES NRW versichert..
„Wir werden unbequem bleiben, wenn es um die Artikulation von Defiziten der Drogenpolitik geht. Uns fehlen weitere Angebote der Schadensminderung – wie etwa die Möglichkeit der Substanzanalyse in und außerhalb von Drogenkonsumräumen“, so Mathias Häde vom JES Bundesvorstand ergänzend.
Die Zahl der von Obdachlosigkeit betroffenen Menschen steigt seit Jahren deutlich an. Wer ohne Obdach und ohne medizinische Behandlung ist, wird sich in der Regel nicht mit seinem Konsum auseinandersetzen. Es gilt elementare Bedürfnisse wie Wohnen, Nahrung und med. Behandlung zu decken, erst dann ist der Weg frei, sich auch dem eigenen Drogenkonsum kritisch zuzuwenden.
Dabei muss man fairer Weise konstatieren: Deutschland verfügt im europäischen Vergleich über ein durchaus hochwertiges und vielfältiges System der Drogenhilfe.
„Die seit Jahren sichtbaren dramatischen Entwicklungen bei Drogentodesfällen zeigen uns allerdings deutlich, dass mehr Hilfsangebote alleine – bei fortgesetzter Illegalität, Kriminalisierung und Inhaftierung von Drogen Konsumierenden – uns nicht wirklich weiterbringen“, wirft Claudia Ak vom JES Bundesvorstand hier kritisch ein. Alle Expert*innen wissen, dass man sich dem Thema Entkriminalisierung von Konsumierenden ideologiefrei zuwenden und einheitliche Mengen aller Substanzen festsetzen muss, deren Erwerb und Besitz straffrei gestellt wird.
Der gerade in Erarbeitung befindliche Gesetzentwurf zur legalen und kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene wird die erste Nagelprobe sein, ob die Ampel für diese sicherlich wegweisende Entwicklung eine Mehrheit bekommt. Die Cannabis-Regulierung kann für JES allerdings nur der Beginn sein. Wir als JES Netzwerk werden alles in unserer Macht Stehende tun, um diese Entwicklungen zu befördern und weiterhin in der vor Ort Arbeit die Risiken des Drogenkonsums zu reduzieren.
https://jesnrw.de/wp-content/uploads/2022/07/25-Jahre-Banner_ohne-Logo2-768x288-1.jpg288768mathiashttps://jesnrw.de/wp-content/uploads/2018/12/logo_jes_transparent-1.pngmathias2022-07-21 20:19:202022-11-25 15:31:05PM: 1826 Drogentodesfälle – JES Netzwerk fordert Politik zum Handeln auf
1.826 Menschen sind nach Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit 2021 in Deutschland an den Folgen von Überdosierungen und Schwarzmarktsubstanzen verstorben. Wenn es noch eines Zeichens für einen Wechsel in der Drogenpolitik bedurft hätte, sind das diese 1826 Todesfälle.
„Ein fast 16 prozentiger Anstieg der Todesfälle zum Vorjahr und 44 Prozent mehr als 2017 sind ein trauriger Anlass, eine sofortige Entkriminalisierung von Konsument*innen politisch umzusetzen und die staatlich kontrollierte legale Abgabe von Drogen auch über Cannabis hinaus ernsthaft zu diskutieren“, sagt dazu Mathias Häde vom JES Bundesvorstand.
„Der Ausbau schadensmindernder Angebote wie z.B. Drogenkonsumräume, Drug Checking, Heroinbehandlung bleibt wichtig, aber wir sehen, dass diese Angebote bei unveränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht ausreichen, um eine Trendumkehr zu erwirken, so Claudia Schieren vom Vorstand des JES Bundesverbands.
JES fordert daher u.a. die rechtliche Gleichstellung der Heroin gestützten Behandlung mit anderen Formen der Substitutionsbehandlung. Dies wäre ein Schritt zur legalen medizinisch kontrollierten Abgabe von Heroin für die Opiatkonsument*innen, welche die größte Gruppe der Verstorbenen abbildet.
„Die Kriminalisierung von Drogengebraucher*innen bringt jedes Jahr tausendfaches Leid in Familien und Partnerschaften, berufliche Existenzen werden zerstört. Und die Gesundheit hunderttausender Konsument*innen wird durch verdreckte Schwarzmarktsubstanzen geschädigt“, erläutert dazu Cora Meister vom Vorstand des Landesverbands JES NRW.
Nach Meinung des JES Netzwerks kann Portugal hier tatsächlich als Vorbild dienen. Dort hat die Entkriminalisierung von Konsument*innen dazu geführt, die Haftanstalten zu leeren und wirksame Hilfeangebote zu stärken. Zudem hat sich die Zahl der Drogenkonsument*innen deutlich reduziert.
Natürlich sind diese Veränderungen nicht nur durch die Bundesregierung zu realisieren. Hier wären auch die Bundesländer und Kommunen gefordert. Bis auf wenige Ausnahmen sind Drogen- und Aidshilfen schon heute nicht mehr in der Lage, ihren immer vielfältigeren Aufgaben gerecht zu werden. Eine Studie des Robert Koch Instituts und der Deutschen Aidshilfe zeigt, dass viele Einrichtungen nicht einmal über ausreichende Finanzen verfügen, um eine bedarfsgerechte Abgabe von Spritzen, Nadeln, Pfeifen und anderen Utensilien zu gewährleisten. So verfehlt Deutschland die WHO Ziele von 200 Spritzen und Nadeln pro Person pro Jahr mit nur ca. 130 Stück deutlich.
„Nur wenn Bund und Länder gemeinsam ihre gesetzgeberische Verantwortung wahrnehmen, wird die Zahl der Menschen, die an Überdosierungen durch Schwarzmarktsubtanzen versterben, reduziert werden können“, so Claudia Ak vom JES Bundesvorstand abschließend.
https://jesnrw.de/wp-content/uploads/2022/05/kreuz.jpg426640mathiashttps://jesnrw.de/wp-content/uploads/2018/12/logo_jes_transparent-1.pngmathias2022-05-17 15:41:192022-11-25 15:31:19Stark steigende Todesfälle ein Zeichen für Versagen der Drogenpolitik
Diese sehr gute und glaubwürdige Dokumentation zur global vorherrschenden prohibitiven Drogenpolitik und deren Entstehung im historischen Kontext spiegelt nicht zuletzt die Auswirkungen der Kriminalisierung im konkreten Beispiel. Unter Mitwirkung von Suse und Theresa von JES NRW sowie weiterer Mitstreitender aus der akzeptierenden Drogenarbeit ist hier ein – durchaus ausgewogenes, aber dennoch eindeutiges – Plädoyer für eine veränderte Drogenpolitik entstanden
https://jesnrw.de/wp-content/uploads/2022/04/cinema-4153289_640.jpg412640mathiashttps://jesnrw.de/wp-content/uploads/2018/12/logo_jes_transparent-1.pngmathias2022-04-08 12:02:582022-11-25 15:32:04Doku zum Versagen der Drogenpolitik unter Mitwirkung von JES
Hinter der großen Zahl derzeit aus der Ukraine Geflüchteter verbirgt sich ein nicht wirklich kleiner Teil von Menschen, die sich dort in Opioid-Substitutionsbehandlung befanden – oder noch in Abhängigkeit von illegalen Drogen. Für diese Gruppierung erhebt nun auch das JES Netzwerk, im Einklang mit der initiierenden DAH und weiteren Unterzeichnenden, seine Stimme. Wir sollten vorbereitet sein und diesen bereits durch den Krieg erheblichen Belastungen ausgesetzten Menschen, wenn eben möglich, weitere für sie elementare Sorgen zu ersparen versuchen.
Hier das Schreiben an den Bundesgesundheitsminister Lauterbach als PDF
Und – als Beispiel für die Schreiben an die Länder – das Schreiben an das Landesministerium für Soziales, Gesundheit und Integration in BaWü als PDF
https://jesnrw.de/wp-content/uploads/2022/03/up-close-g7dea565e4_1280.jpg9601280mathiashttps://jesnrw.de/wp-content/uploads/2018/12/logo_jes_transparent-1.pngmathias2022-03-08 11:02:072022-11-25 15:35:53Hilfe für aus UA geflüchtete Substituierte
Das JES Netzwerk vergibt, nach umfassender Gewichtung der jeweiligen Gegebenheiten vor Ort, seit nun fast einem Jahr ein Zertifikat für der Drogenselbsthilfe freundlich gesonnene (und auch in der Praxis so arbeitende) Einrichtungen der Drogenhilfe.
Folgende Kriterien müssen von der Einrichtung erfüllt werden:
die Unterstützung der Selbsthilfe entsprechend den Grundsätzen akzeptierender Drogenarbeit
die fachliche Unterstützung der Selbsthilfearbeit
die gleichberechtige Teilhabe der Selbsthilfe
die Wahrung der Autonomie
die Bereitstellung von Infrastruktur
die Wahrung von Privatsphäre und Datenschutz
die Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit
In NRW waren die mit diesem Zertifikat Ausgezeichneten bislang:
Die Aidshilfe NRW in Köln, die Aids-Initiative Bonn, Vision Köln, die Aidshilfe Duisburg, INDRO Münster, Kick Dortmund, die Suchthilfe Viersen und Lüsa Unna.
Hier einige Eindrücke von den Verleihungen in Viersen (Text) Bielefeld (Text) und in Münster (Text)
Weitere, bereits jetzt beantragte Zertifikate werden dann in nächster Zeit verliehen. Auch hier hat leider Corona eine verzögernde Wirkung gezeigt.
Hier sind einige Fotos von der Verleihung. Natürlich wurden die Auszeichnungen in allen Fällen von uns persönlich überreicht.
Zum Welt-Aids-Tag am 01.12. 2021 hat JES NRW nun wieder die klassische Straßensammlung für die Aids-Hilfe durchführen können, diesmal in Dortmund – und mit musikalischer Live-Untermalung. Corona und das sehr durchwachsene Wetter sorgten dafür, dass die City nicht sonderlich gut besucht war. Umso mehr ist der Einsatz unserer (zumeist) Ehrenamtlichen zu würdigen.
Belohnt wurden alle dann am Abend mit einem leckeren gemeinsamen Weihnachtsessen in gemütlich gutbürgerlicher Atmosphäre. Es war insgesamt ein schönes, durchaus auch besinnlich nachdenkliches Beisammensein, was wohl alle Anwesenden sehr genossen haben – gerade in der gegenwärtigen Zeit.
https://jesnrw.de/wp-content/uploads/2021/12/hiv-g706a9f442_640.jpg371640mathiashttps://jesnrw.de/wp-content/uploads/2018/12/logo_jes_transparent-1.pngmathias2021-12-03 13:03:392022-11-25 15:42:34WAT – Spenden sammeln und Weihnachtsessen
HIV- und Hepatitis-Infektionen bei Drogen Gebrauchenden sind vermeidbar!
in Aktuelles, HIV, Pressemeldungen /von mathiasAnlässlich des Welt -Aids- Tages 2022 machen der JES-Bundesverband sowie der Landesverband JES NRW in einer Pressemitteilung auf die steigende Zahl von HIV- und Hepatitis- Infektionen unter Drogen Gebrauchenden aufmerksam.
Während die Gesamtzahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland im Jahr 2021, wie im Vorjahr, bei 1.800 Fällen lag, macht ein Blick auf die Neuinfektionen über den intravenösen Drogengebrauch erneut einen Anstieg auf nunmehr 320 HIV-Infektionen deutlich. Auch die Gesamtzahl der Hepatitis C-Neudiagnosen des Jahres 2022 mit 6787 Infektionen (bis Woche 46) liegt deutlich über denen des Jahres 2021 mit 4216 Neudiagnosen.
Claudia Schieren vom JES-Bundesvorstand sagt dazu: „Beide Entwicklungen sind sehr unerfreulich. Neben einer dringend gebotenen ausreichenden Finanzierung von AIDS- und Drogenhilfen für Angebote der Vergabe von Konsumutensilien und Testung gilt es, das Augenmerk weiter auf die Folgen des Drogenverbots und der Kriminalisierung von Menschen zu richten, die gesetzlich illegal gestellte Substanzen konsumieren. Die Kriminalisierung ist weiterhin der maßgebliche Motor für Infektionserkrankungen und Stigmatisierung.“
Dass weite Teile Deutschlands nach Angaben des RKI über keine Angebote der Vergabe von Spritzen und Nadeln sowie anderer Konsumutensilien verfügen, seii nicht nachvollziehbar“, wie Cora Meister vom Landesverband JES NRW beklagt.
Die „saferKONSUM“ -Studie des Robert Koch Instituts (RKI) machte deutlich, dass die Zielvorgabe der Weltgesundheitsorganisation (eine jährliche Vergabe von 200 Spritzen/Nadeln pro Drogen injizierende Person bis zum Jahr 2020 bzw. 300 Spritzen/Nadeln pro Drogen injizierende Person bis 2030) als Indikator zur Eliminierung von HIV und Hepatitis B und C nur in wenigen Städten und Bundesländern erreicht wird.
Für JES als Interessenvertretung Drogen gebrauchender Menschen ist es schlicht ein Versagen der Kommunen und Ländern, dass mehr als ein Drittel der Einrichtungen angaben, das Budget für eine bedarfsgerechte Versorgung reiche bei weitem nicht aus.
„Dass die evidenzbasierten Empfehlungen und Maßnahmen erfolgreicher Modellprojekte wie der „DRUCK Studie“ sowie „HIV? HCV? Das check ich!“ durch die Länder nicht konsequent fortgeführt wurden ist nicht nachvollziehbar. Trotz erheblicher Ausgaben aufgrund der Corona Pandemie darf es nicht zu faktischen Mittelkürzungen bei Aids- und Drogenhilfen kommen“, sagt dazu Mathias Häde vom JES-Bundesvorstand.
Viele der während der Coronapandemie geschlossenen Kontaktangebote wurden nie wieder geöffnet. Der JES-Bundesverband sowie der Landesverband JES NRW fordern daher, dass gerade niedrigschwellige Angebote mit einer ausreichenden Finanzierung in die Lage versetzt werden müssen, ihren Aufgaben der Schadensminderung hinreichend nachkommen zu können.
Diese PM als PDF Datei PM WAT 2022 JES
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Und hier noch der Bericht von der JES-Sammelaktion am 01.12.22 in Unna als PDF
wat sammlung 2022
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Ehrung für Dirk Schäffer
in JES bundesweit, Veranstaltung /von mathiasIm Rahmen des dreitägigen Treffens der JES-Schienen wurde am 30.09.22 in Köln in ganz besonderer Mensch für seinen – zumeist ehrenamtlichen – Einsatz für das JES-Netzwerk und somit für die Drogen Gebrauchenden geehrt: Dirk Schäffer.
v.l. Dirk Schäffer, Axel Hentschel, Claudia Schieren bei der Ehrung
Dirk Schäffer ist seit fast 30 Jahren bei JES engagiert und seit längerer Zeit auch in verantwortlicher Position als Referent für Drogen und Haft der Deutschen Aids Hilfe tätig. Die Synergieeffekte dieser Tätigkeiten sind, wenn derart klug und engagiert eingesetzt, immens.
Und so haben wir als JES-Netzwerk Dirk Schäffer im Laufe der Jahre außerordentlich viel zu verdanken. Wir alle fragen uns oft, woher er die Energie nimmt und wie Dirk ein derart anstrengendes Programm überhaupt durchzuhalten vermag. Der Schlüssel liegt hier wohl in seiner persönlichen Motivation, in der Drogenpolitik pragmatische, weil nicht prohibitive Ansätze anzuregen und letztlich durchzusetzen.
Und Dirk ist, trotz seiner über die lange Zeit unbestreitbar immensen angesammelten Kenntnisse, kein „Fachidiot“ geworden, er blieb bodenständig und ein angenehmer Mensch, das ist vielleicht das wichtigste.
Neuer Vorstand JES NRW gewählt
in JES intern, Veranstaltung /von mathiasAm 02.10.2022 wurde die ordentliche Mitgliederversammlung von JES NRW im Anschluss an das dreitägige Treffen der Schienen des JES Netzwerks in der Jugendherberge Köln Riehl abgehalten. Dieses überregionale Treffen wurde übereinstimmend als äußerst gelungene Veranstaltung wahrgenommen, bei der sich die JES-Schienen mit ihren Projekten vorstellten und u.a. ein NalTrain-Kurs für alle durchgeführt wurde.
Dreitägiges Treffen der JES Schienen
Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde auch der Vorstand JES NRW gewählt. Ausgeschieden sind Anke Kanaan, Andreas Vivarelli und Walter Andriosso. Weiterhin angehören werden dem Gremium Cora Meister und Renate Hermanns, neu hinein gewählt wurden Patricia Westermann und Guido Rapior. Neue Namen, neuer Schwung!
Vorstand v.l. Patricia Westermann, Guido Rapior, Cora Meister, Renate Hermanns
Ein ganz dickes Danke geht auch an die bewährten Mitstreitenden, die ehemalige und aktuelle Projektleitung JES NRW 2.0 und an alle anderen
Leitung der MV v.l. Theresa Greiwe, Torsten Zelgert, Axel Hentschel, Ralf Runniger, Iris Klömpken
1826 „Drogentodesfälle“ ein deutlicher Hinweis auf Notwendigkeit von Veränderungen
in Drogenpolitik & Drogenhilfe, Pressemeldungen /von mathiasPressemitteilung des JES Bundesverbands und JES NRW
Anlässlich des International Overdose Awareness Day (IOAD) am 31.August, der in etwa 40
Ländern mit ca. 800 Veranstaltungen realisiert wird, machen das JES Netzwerk, die
Deutsche Aidshilfe sowie Akzept mit einer Kampagne auf den dramatischen Anstieg von
Todesfällen bei Menschen, die illegale Substanzen konsumieren, aufmerksam.
„Deutschland verzeichnet in den letzten 10 Jahren eine Verdopplung jährlicher Todesfälle.
Eine tragische Entwicklung, die von den politisch Verantwortlichen nach unserer Ansicht
klare drogenpolitische Kurskorrekturen erfordert“, so Mathias Häde vom JES Bundesvorstand.
Opioid (z.B. Straßenheroin) bedingte Todesfälle (Überdosierungen) sind weiterhin die
Hauptursache. JES unterstützt das Bundesmodellprojekt NALtrain, das als Reaktion auf diese
Entwicklung umgesetzt wird. Hier sollen Mitarbeitende aus Aids- und Drogenhilfen zu
Trainer*innen ausgebildet werden, um wiederum die Nutzer*innen ihrer Einrichtung zu
trainieren und sie mit einem Naloxon Nasenspray auszustatten.
Claudia Schieren, die das Projekt im Beirat begleitet, macht darauf aufmerksam, dass trotz
des erfolgreichen Verlaufs des Projektes bereits jetzt deutlich wird, dass die
Verschreibungspflicht von Naloxon eine zu hohe Hürde bildet, um Opioid Konsumierende
flächendeckend mit Naloxon auszustatten. „Wir müssen über staatliche Programme wie in
Italien oder Schottland nachdenken und einen kostenfreien und niedrigschwelligen Zugang
möglich machen,“ so Schieren weiter.
Die Substitutionsbehandlung hat sich als erfolgreichste Behandlungsform der
Opiatabhängigkeit erwiesen. Die auf uns zukommenden Versorgungsprobleme durch die
Altersstruktur der behandelnden Ärzt*innen erfordern größte Anstrengungen, um
zusätzliche Ärzt*innen für diese Behandlung zu gewinnen.
Hier sind Revierkämpfe und kleinkariertes Denken fehl am Platz. JES unterstützt daher
ausdrücklich Modelle der Behandlung mit Diamorphin, die fast zu 100% auch die Einnahme
von retardiertem Morphin, Methadon oder Levomethadon einschließt. Die
Diamorphinbehandlung hat es verdient, flächendeckend in ganz Deutschland angeboten zu
werden. Die gesundheitliche und soziale Entwicklung der Patient*innen, die zuvor wenig von
der Substitution profitiert haben, sind teilweise enorm.
„Dies alles bekämpft aber nur die Symptome, nicht die Ursachen von Krankheit, Tod und
Leid. Daher ist es für die Initiator*innen des IOAD zwingend geboten, den Erwerb und Besitz
von Mengen zum Eigenbedarf zu entkriminalisieren. Im nächsten Schritt muss eine
Entkopplung vom Schwarzmarkt durch legale und kontrollierte Bezugswege erfolgen“, so
Cora Meister von JES NRW.
Nur durch einen konsequenten Richtungswechsel der Drogenpolitik in Deutschland wird es
gelingen, den tausendfachen Tod durch Schwarzmarktsubstanzen deutlich zu reduzieren.
Mit der Kampagne „Lasst keinen Tag vergehen“ gilt es, alle Akteure für Maßnahmen der
Schadensminderung wie Safer Use, Naloxon- und Erste Hilfe-Trainings und Maßnahmen zur
Veränderung der Konsumform zu sensibilisieren. Zudem müssen wir uns gemeinsam für die
Veränderung der rechtlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse einsetzen. Kontrolle funktioniert
nun einmal allein unter legalen Bedingungen!
– Kontakt: Mathias Häde – mathias.haede@gmail.com – 017639569496 –
PM JES -IOAD-2022 als PDF Datei
PM: 1826 Drogentodesfälle – JES Netzwerk fordert Politik zum Handeln auf
in Drogenpolitik & Drogenhilfe, Pressemeldungen /von mathiasAm 21. Juli wird in 90 Städten Deutschlands verstorbenen Drogen Gebrauchenden gedacht. Mehr als 400 Einrichtungen der Aids- und Drogenhilfe sowie Selbsthilfegruppen, Ärzt*innen, Wissenschaftler*innen und Angehörige Betroffener fordern eine konsequente Neuausrichtung der Drogenpolitik.
Am 21.07.2022 begehen wir ein trauriges Jubiläum. Der 25. Gedenktag für verstorbene Drogen Gebrauchende konfrontiert uns mit der höchsten Zahl der letzten 20 Jahre: Insgesamt starben im Jahr 2021 in Deutschland, nach offizieller Statistik, 1826 Drogen gebrauchende Menschen.
Viele kennen jemanden der 1826 Drogentoten als Klient*innen, Patient*innen, Freund*innen oder Angehörige persönlich. Überall im Land, ob in München, Berlin, Köln, Leipzig oder Kiel, trauern Menschen um Verstorbene, verstorben maßgeblich durch eine auf Verbote ausgerichtete Drogenpolitik.
„Wir werden uns als JES Netzwerk nicht damit zufriedengeben, den Tod unserer Freund*innen am 21 Juli zu beklagen und zu betrauern. Nein, wir werden uns weiterhin gesundheitspolitisch einmischen und unsere Stimme erheben“, wie Cora Meister vom Landesverband JES NRW versichert..
„Wir werden unbequem bleiben, wenn es um die Artikulation von Defiziten der Drogenpolitik geht. Uns fehlen weitere Angebote der Schadensminderung – wie etwa die Möglichkeit der Substanzanalyse in und außerhalb von Drogenkonsumräumen“, so Mathias Häde vom JES Bundesvorstand ergänzend.
Die Zahl der von Obdachlosigkeit betroffenen Menschen steigt seit Jahren deutlich an. Wer ohne Obdach und ohne medizinische Behandlung ist, wird sich in der Regel nicht mit seinem Konsum auseinandersetzen. Es gilt elementare Bedürfnisse wie Wohnen, Nahrung und med. Behandlung zu decken, erst dann ist der Weg frei, sich auch dem eigenen Drogenkonsum kritisch zuzuwenden.
Dabei muss man fairer Weise konstatieren: Deutschland verfügt im europäischen Vergleich über ein durchaus hochwertiges und vielfältiges System der Drogenhilfe.
„Die seit Jahren sichtbaren dramatischen Entwicklungen bei Drogentodesfällen zeigen uns allerdings deutlich, dass mehr Hilfsangebote alleine – bei fortgesetzter Illegalität, Kriminalisierung und Inhaftierung von Drogen Konsumierenden – uns nicht wirklich weiterbringen“, wirft Claudia Ak vom JES Bundesvorstand hier kritisch ein.
Alle Expert*innen wissen, dass man sich dem Thema Entkriminalisierung von Konsumierenden ideologiefrei zuwenden und einheitliche Mengen aller Substanzen festsetzen muss, deren Erwerb und Besitz straffrei gestellt wird.
Der gerade in Erarbeitung befindliche Gesetzentwurf zur legalen und kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene wird die erste Nagelprobe sein, ob die Ampel für diese sicherlich wegweisende Entwicklung eine Mehrheit bekommt. Die Cannabis-Regulierung kann für JES allerdings nur der Beginn sein.
Wir als JES Netzwerk werden alles in unserer Macht Stehende tun, um diese Entwicklungen zu befördern und weiterhin in der vor Ort Arbeit die Risiken des Drogenkonsums zu reduzieren.
PM 21.07.22 als PDF Datei
Stark steigende Todesfälle ein Zeichen für Versagen der Drogenpolitik
in Drogenpolitik & Drogenhilfe, Pressemeldungen /von mathiasPressemitteilung JES Bundesverband und JES NRW
1.826 Menschen sind nach Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit 2021 in Deutschland an den Folgen von Überdosierungen und Schwarzmarktsubstanzen verstorben. Wenn es noch eines Zeichens für einen Wechsel in der Drogenpolitik bedurft hätte, sind das diese 1826 Todesfälle.
„Ein fast 16 prozentiger Anstieg der Todesfälle zum Vorjahr und 44 Prozent mehr als 2017 sind ein trauriger Anlass, eine sofortige Entkriminalisierung von Konsument*innen politisch umzusetzen und die staatlich kontrollierte legale Abgabe von Drogen auch über Cannabis hinaus ernsthaft zu diskutieren“, sagt dazu Mathias Häde vom JES Bundesvorstand.
„Der Ausbau schadensmindernder Angebote wie z.B. Drogenkonsumräume, Drug Checking, Heroinbehandlung bleibt wichtig, aber wir sehen, dass diese Angebote bei unveränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht ausreichen, um eine Trendumkehr zu erwirken, so Claudia Schieren vom Vorstand des JES Bundesverbands.
JES fordert daher u.a. die rechtliche Gleichstellung der Heroin gestützten Behandlung mit anderen Formen der Substitutionsbehandlung. Dies wäre ein Schritt zur legalen medizinisch kontrollierten Abgabe von Heroin für die Opiatkonsument*innen, welche die größte Gruppe der Verstorbenen abbildet.
„Die Kriminalisierung von Drogengebraucher*innen bringt jedes Jahr tausendfaches Leid in Familien und Partnerschaften, berufliche Existenzen werden zerstört. Und die Gesundheit hunderttausender Konsument*innen wird durch verdreckte Schwarzmarktsubstanzen geschädigt“, erläutert dazu Cora Meister vom Vorstand des Landesverbands JES NRW.
Nach Meinung des JES Netzwerks kann Portugal hier tatsächlich als Vorbild dienen. Dort hat die Entkriminalisierung von Konsument*innen dazu geführt, die Haftanstalten zu leeren und wirksame Hilfeangebote zu stärken. Zudem hat sich die Zahl der Drogenkonsument*innen deutlich reduziert.
Natürlich sind diese Veränderungen nicht nur durch die Bundesregierung zu realisieren. Hier wären auch die Bundesländer und Kommunen gefordert. Bis auf wenige Ausnahmen sind Drogen- und Aidshilfen schon heute nicht mehr in der Lage, ihren immer vielfältigeren Aufgaben gerecht zu werden. Eine Studie des Robert Koch Instituts und der Deutschen Aidshilfe zeigt, dass viele Einrichtungen nicht einmal über ausreichende Finanzen verfügen, um eine bedarfsgerechte Abgabe von Spritzen, Nadeln, Pfeifen und anderen Utensilien zu gewährleisten. So verfehlt Deutschland die WHO Ziele von 200 Spritzen und Nadeln pro Person pro Jahr mit nur ca. 130 Stück deutlich.
„Nur wenn Bund und Länder gemeinsam ihre gesetzgeberische Verantwortung wahrnehmen, wird die Zahl der Menschen, die an Überdosierungen durch Schwarzmarktsubtanzen versterben, reduziert werden können“, so Claudia Ak vom JES Bundesvorstand abschließend.
JES-PM-Drogentote_2022 als PDF
Doku zum Versagen der Drogenpolitik unter Mitwirkung von JES
in Drogenpolitik & Drogenhilfe /von mathiasDiese sehr gute und glaubwürdige Dokumentation zur global vorherrschenden prohibitiven Drogenpolitik und deren Entstehung im historischen Kontext spiegelt nicht zuletzt die Auswirkungen der Kriminalisierung im konkreten Beispiel. Unter Mitwirkung von Suse und Theresa von JES NRW sowie weiterer Mitstreitender aus der akzeptierenden Drogenarbeit ist hier ein – durchaus ausgewogenes, aber dennoch eindeutiges – Plädoyer für eine veränderte Drogenpolitik entstanden
https://www.ardmediathek.de/video/doku-und-reportage/das-versagen-der-drogenpolitik/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE2Mzc3NzQ
Hilfe für aus UA geflüchtete Substituierte
in Substitution /von mathiasHinter der großen Zahl derzeit aus der Ukraine Geflüchteter verbirgt sich ein nicht wirklich kleiner Teil von Menschen, die sich dort in Opioid-Substitutionsbehandlung befanden – oder noch in Abhängigkeit von illegalen Drogen. Für diese Gruppierung erhebt nun auch das JES Netzwerk, im Einklang mit der initiierenden DAH und weiteren Unterzeichnenden, seine Stimme. Wir sollten vorbereitet sein und diesen bereits durch den Krieg erheblichen Belastungen ausgesetzten Menschen, wenn eben möglich, weitere für sie elementare Sorgen zu ersparen versuchen.
Hier das Schreiben an den Bundesgesundheitsminister Lauterbach als PDF
Und – als Beispiel für die Schreiben an die Länder – das Schreiben an das Landesministerium für Soziales, Gesundheit und Integration in BaWü als PDF
Zertifikat Drogenselbsthilfe-freundliche Einrichtung
in Zertifikat /von mathiasDas JES Netzwerk vergibt, nach umfassender Gewichtung der jeweiligen Gegebenheiten vor Ort, seit nun fast einem Jahr ein Zertifikat für der Drogenselbsthilfe freundlich gesonnene (und auch in der Praxis so arbeitende) Einrichtungen der Drogenhilfe.
Folgende Kriterien müssen von der Einrichtung erfüllt werden:
In NRW waren die mit diesem Zertifikat Ausgezeichneten bislang:
Die Aidshilfe NRW in Köln, die Aids-Initiative Bonn, Vision Köln, die Aidshilfe Duisburg, INDRO Münster, Kick Dortmund, die Suchthilfe Viersen und Lüsa Unna.
Hier einige Eindrücke von den Verleihungen in Viersen (Text) Bielefeld (Text) und in Münster (Text)
Weitere, bereits jetzt beantragte Zertifikate werden dann in nächster Zeit verliehen. Auch hier hat leider Corona eine verzögernde Wirkung gezeigt.
Hier sind einige Fotos von der Verleihung. Natürlich wurden die Auszeichnungen in allen Fällen von uns persönlich überreicht.
Zertifikat für die Aidshilfe NRW
Zertifikat für Kick Dortmund
Zertifikat für INDRO Münster
Zertifikat für Lüsa in Unna
Zertifikat für sie Suchtberatung Viersen
Zertifikat für die Aidshilfe Duisburg
Zertifikat für die Aids Initiative Bonn
Zertifikat für die Aids-Hilfe Bielefeld
WAT – Spenden sammeln und Weihnachtsessen
in JES intern, Veranstaltung /von mathiasZum Welt-Aids-Tag am 01.12. 2021 hat JES NRW nun wieder die klassische Straßensammlung für die Aids-Hilfe durchführen können, diesmal in Dortmund – und mit musikalischer Live-Untermalung. Corona und das sehr durchwachsene Wetter sorgten dafür, dass die City nicht sonderlich gut besucht war. Umso mehr ist der Einsatz unserer (zumeist) Ehrenamtlichen zu würdigen.
Belohnt wurden alle dann am Abend mit einem leckeren gemeinsamen Weihnachtsessen in gemütlich gutbürgerlicher Atmosphäre. Es war insgesamt ein schönes, durchaus auch besinnlich nachdenkliches Beisammensein, was wohl alle Anwesenden sehr genossen haben – gerade in der gegenwärtigen Zeit.