Hilferuf der ambulanten Drogen-, Aids- und Suchthilfe
COVID 19 Schnelle Hilfen für Drogengebrauchende und Obdachlose!
Uns erreichte der Hilferuf von akzept Bundesverband, der Deutschen Aidshilfe und des JES-Bundesverbandes. Da hier Hilfe lebensnotwendig ist, teilen wir den Text auch auf unserer Website:
„Wir möchten aus gegebenem Anlass nachdrücklich darauf hinweisen, dass die Einrichtungen der ambulanten Drogen und Suchthilfe sich bereits jetzt mit existenziellen Krisensituationen von
Drogen konsument*innen und Wohnungslosen konfrontiert sehen.
Covid 19 bewirkt, dass ein Engpass in der Versorgung mit illegalen psychoaktiven Substanzen entstanden ist, der nach unserer Beobachtung täglich zunimmt. Der Schwarzmarkt von Heroin und anderen Substanzen bricht aktuell zusammen. Dies bedeutet, dass eine Vielzahl von Drogenkonsument*innen bedrohlich verlaufende und unbegleitete Entzugssituationen erleben wird.
Aufgrund des polyvalenten Konsums von verschiedenen Substanzen, wie z.B. Benzodiazepinen, Opioiden und Alkohol kann dies in lebensbedrohliche Zustände münden. In Kombination mit der
zunehmenden Einschränkung von ambulanten und stationären Hilfsangeboten stehen diesen Menschen kaum noch medizinische und psychosoziale Unterstützungsangebote zur Verfügung. Viele Drogengebrauchende gehören aufgrund von Begleiterkrankungen und der meist geschwächten körperlichen Konstitution zu den besonders durch das Coronavirus Gefährdeten.
Bei allem Verständnis für die richtigen und wichtigen Bemühungen, Infektionsketten zu unterbrechen, ist diese Situation für eine Vielzahl von Drogenkonsument*innen ohne medizinische Hilfe lebensbedrohlich!
- Die Praxis zeigt, dass Konsument*innen in solchen Situationen auf alles zurückgreifen, was den Entzug verhindert oder abmildert.
- betroffene Menschen werden Grenzen der Vernunft und des „normalen“ Verhaltens überschreiten
- Die Gewalt unter den Konsument*innen kann zunehmen und darunter werden vorrangig weibliche Konsument*innen zu leiden haben
- Insbesondere für geschwächte und erkrankte Menschen kann ein unbegleiteter Entzug lebensbedrohlich werden.
Wir halten es für DRINGEND geboten, zusammen mit Verantwortlichen medizinischer Versorgungsinstitutionen und den Behörden Unterstützungsformen vorzubereiten, die für die absoluten Notfälle erreichbar bleiben und für eine Entlastung in der Szene sorgen können.
Hierzu zählen:
- Die Schaffung von Möglichkeiten der sofortigen und ggfs. temporären Substitutionsbehandlung für Opioidkonsument*innen. Dies gilt insbesondere auch für nichtversicherte und obdachlose Drogenkonsument*innen
- Der Erhalt von Krankenhausbetten für Menschen mit bedrohlicher Entzugssymptomatik
- Die Zurverfügungstellung von Notunterkünften für leichter Erkrankte und in Quarantäne unterzubringende obdachlose Menschen
- Die Sicherstellung der Substitution für in Quarantäne befindliche Drogenkonsument*innen, unabhängig davon, ob sie vorher bereits mit Substitutionsmedikamenten behandelt wurden oder nicht
- Die Notfallversorgung für Menschen mit einem missbräuchlichen Konsum von Kokain/Kokainderivaten (z.B. Ersatzstoffe wie bspw. Ritalin oder die Versorgung mit Originalstoffen…)
- Die Anerkennung und schriftliche Bestätigung von niedrigschwelligen Hilfsangeboten, wie z.B. Drogenkonsumräumen als „systemrelevante Angebote und Einrichtungen“ mit dem Status als „Versorgungsstellen“ analog dem Einzelhandel bzw. Apotheken. Dies soll gewährleisten, dass weiterhin Mitarbeitende zur Arbeit kommen und Klient*innen unsere Versorgungsangebote nutzen können und diese Einrichtungen mit den notwendigen Materialien (Desinfektionsmittel, Atemschutzmasken…) versorgt werden können.
- Haftentlassungen von Opioidabhängigen ausschließlich mit gesicherter Anschlussbehandlung und nach Möglichkeit gesichertem Krankenversicherungsstatus
Weitere Informationen zum Thema Covid 19 und Drogengebrauch erhalten sie z.B.. über den Newsletter Forum Substitutionspraxis sowie über die Deutsche Aidshilfe den Akzept Bundesverband und den JES Bundesverband.“
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