1826 „Drogentodesfälle“ ein deutlicher Hinweis auf Notwendigkeit von Veränderungen
Pressemitteilung des JES Bundesverbands und JES NRW
Anlässlich des International Overdose Awareness Day (IOAD) am 31.August, der in etwa 40
Ländern mit ca. 800 Veranstaltungen realisiert wird, machen das JES Netzwerk, die
Deutsche Aidshilfe sowie Akzept mit einer Kampagne auf den dramatischen Anstieg von
Todesfällen bei Menschen, die illegale Substanzen konsumieren, aufmerksam.
„Deutschland verzeichnet in den letzten 10 Jahren eine Verdopplung jährlicher Todesfälle.
Eine tragische Entwicklung, die von den politisch Verantwortlichen nach unserer Ansicht
klare drogenpolitische Kurskorrekturen erfordert“, so Mathias Häde vom JES Bundesvorstand.
Opioid (z.B. Straßenheroin) bedingte Todesfälle (Überdosierungen) sind weiterhin die
Hauptursache. JES unterstützt das Bundesmodellprojekt NALtrain, das als Reaktion auf diese
Entwicklung umgesetzt wird. Hier sollen Mitarbeitende aus Aids- und Drogenhilfen zu
Trainer*innen ausgebildet werden, um wiederum die Nutzer*innen ihrer Einrichtung zu
trainieren und sie mit einem Naloxon Nasenspray auszustatten.
Claudia Schieren, die das Projekt im Beirat begleitet, macht darauf aufmerksam, dass trotz
des erfolgreichen Verlaufs des Projektes bereits jetzt deutlich wird, dass die
Verschreibungspflicht von Naloxon eine zu hohe Hürde bildet, um Opioid Konsumierende
flächendeckend mit Naloxon auszustatten. „Wir müssen über staatliche Programme wie in
Italien oder Schottland nachdenken und einen kostenfreien und niedrigschwelligen Zugang
möglich machen,“ so Schieren weiter.
Die Substitutionsbehandlung hat sich als erfolgreichste Behandlungsform der
Opiatabhängigkeit erwiesen. Die auf uns zukommenden Versorgungsprobleme durch die
Altersstruktur der behandelnden Ärzt*innen erfordern größte Anstrengungen, um
zusätzliche Ärzt*innen für diese Behandlung zu gewinnen.
Hier sind Revierkämpfe und kleinkariertes Denken fehl am Platz. JES unterstützt daher
ausdrücklich Modelle der Behandlung mit Diamorphin, die fast zu 100% auch die Einnahme
von retardiertem Morphin, Methadon oder Levomethadon einschließt. Die
Diamorphinbehandlung hat es verdient, flächendeckend in ganz Deutschland angeboten zu
werden. Die gesundheitliche und soziale Entwicklung der Patient*innen, die zuvor wenig von
der Substitution profitiert haben, sind teilweise enorm.
„Dies alles bekämpft aber nur die Symptome, nicht die Ursachen von Krankheit, Tod und
Leid. Daher ist es für die Initiator*innen des IOAD zwingend geboten, den Erwerb und Besitz
von Mengen zum Eigenbedarf zu entkriminalisieren. Im nächsten Schritt muss eine
Entkopplung vom Schwarzmarkt durch legale und kontrollierte Bezugswege erfolgen“, so
Cora Meister von JES NRW.
Nur durch einen konsequenten Richtungswechsel der Drogenpolitik in Deutschland wird es
gelingen, den tausendfachen Tod durch Schwarzmarktsubstanzen deutlich zu reduzieren.
Mit der Kampagne „Lasst keinen Tag vergehen“ gilt es, alle Akteure für Maßnahmen der
Schadensminderung wie Safer Use, Naloxon- und Erste Hilfe-Trainings und Maßnahmen zur
Veränderung der Konsumform zu sensibilisieren. Zudem müssen wir uns gemeinsam für die
Veränderung der rechtlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse einsetzen. Kontrolle funktioniert
nun einmal allein unter legalen Bedingungen!
– Kontakt: Mathias Häde – mathias.haede@gmail.com – 017639569496 –
PM JES -IOAD-2022 als PDF Datei