JES NRW – Infos in deutscher Gebärdensprache (DGS)

DGS Symbol der Bundesfachstelle Barrierefreiheit

JES NRW und die AIDS-Hilfe Duisburg / Kreis Wesel machen sich stark für Inklusion. Daher haben wir eine 10-teilige Videoserie mit den wichtigsten Infos über das JES-Netzwerk erstellt.

Wir möchten uns zunächst ganz herzlich bei allen bedanken, die bei diesem Projekt mitgemacht haben. Ohne Euch wär das nicht möglich gewesen.

Hallo und herzlich willkommen auf der Internetseite von JES NRW. Ich heiße Nadine, mein Gebärdenname ist…

Ich bin 37 Jahre alt, arbeite für die Aidshilfe Duisburg/ Kreis Wesel e.V. und bin Sozialpädagogin. Ich bin hörend und ich arbeite seit fünf Jahren bei JES. Jetzt fragst du dich bestimmt, was JES überhaupt bedeutet, worum es geht und was wir machen. Das möchte ich Dir in den folgenden Videos erzählen.

JES ist ein deutschlandweiter Zusammenschluss von Gruppen, Vereinen, und Einzelpersonen, die sich für die Interessen und Bedürfnisse Drogen gebrauchender Menschen einsetzten.
JES ist also eine Abkürzung für Junkies, Ehemalige und Substituierte. Es können sich aber auch andere Unterstützer*innen einbringen, z.B. lebe ich drogenfrei. JES ist eine Gemeinschaft, die die Interessen von drogengebrauchenden Menschen vertritt.

J Steht für „Junkies“. Hiermit sind Menschen gemeint, die illegale Drogen nehmen. Weil Drogen verboten sind ist, es eine ganz besondere Situation für das Leben. Z.B. findet es immer versteckt statt, weil es eben nicht erlaubt ist. Oft sind die Menschen sehr arm und müssen manchmal sogar verbotene Dinge tun um Geld zu bekommen. Manchmal haben sie auch kein Zuhause und müssen Dinge tun, die ihre Gesundheit gefährden. Aber oft gibt es in dieser Lebenssituation auch Genuss, Zusammengehörigkeit und Abenteuer.

E Steht für „Ehemalige_r“. Damit sind Menschen gemeint, die aufgehört haben Drogen zu nehmen. Gemeint sind aber auch Menschen, die weiter Drogen nehmen, dies aber jetzt besser mit ihrem Leben und Alltag verknüpfen können.

S Steht für „Substituierte_r“, also für Menschen, die ein Drogen-Ersatzmedikament von einem Arzt oder einer Ärztin verschrieben bekommen. Substitution bedeutet für Viele eine bessere Gesundheit, kein Suchtdruck und weniger Geldprobleme. Suchtdruck meint, dass du bspw. morgens aufwachst und an nichts Anderes denken kannst als wieder Drogen zu gebrauchen. Durch das Ersatzmedikament hat der Mensch auch weniger Probleme. Er muss z.B. keine Angst haben, erwischt zu werden oder nicht genau zu wissen, was in dem Stoff ist, den er gerade gekauft hat.

In Deutschland unterscheiden wir erlaubte und verbotene Drogen. Das finden wir doof. Die Menschen, die verbotene Drogen nehmen, können dafür ins Gefängnis kommen und die, die erlaubte Drogen konsumieren kommen nicht ins Gefängnis, obwohl auch diese Drogen sehr gefährlich sind. Das ist kaum zu glauben, ist aber so. Wir finden das ungerecht.

Unsere Forderung lautet: Für ein menschenwürdiges Leben mit Drogen! „Für ein menschenwürdiges Leben mit Drogen …“ ist nicht als Aufforderung zu verstehen, Drogen zu nehmen. Verbotene Drogen zu nehmen ist in unserer Gesellschaft oft mit Bestrafung, Ausgrenzung und Gefahr für die Gesundheit verbunden. Wir sind dafür, dass jeder Mensch das Recht hat, sich für oder gegen den Gebrauch von Drogen zu entscheiden. Wir finden Drogenkonsum nicht immer nur gut und wollen Menschen erst recht nicht dazu zu überreden. Jeder muss für sich selbst entscheiden dürfen was für ein Leben er führen möchte.

Der Name JES bedeutet auch „Ja“ auf englisch. Das soll deutlich machen, dass es nicht immer grundsätzlich schlecht ist, wenn man Drogen nimmt. Das Leben in den Drogenszenen hat nicht nur schwierige, zerstörerische Seiten und muss auch nicht immer eine Behinderung sein. Es gibt nicht nur die Wahl zwischen einem guten Leben ohne Drogen oder einem schlechten Leben mit Drogen im Elend.

„Für ein menschenwürdiges Leben mit Drogen“ ist der Grundsatz von JES. Das bedeutet u.a. die Gesellschaft so zu ändern, dass Menschen auch mit Drogen menschenwürdig leben können: Wie alle Anderen auch, ohne Angst vor der Polizei und ohne Angst schlecht behandelt zu werden. JES möchte damit Menschen unterstützen, die Drogen nehmen und auf solche Bedingungen hinarbeiten.

Wir wollen den Menschen erklären, wie sie mit weniger Risiko Drogen nehmen können. Wir wollen das die Menschen gesund bleiben und gut auf sich aufpassen. Das nennen wir „Safer Use“. Zum Beispiel verteilen wir saubere Spritzen. Dann sagen wir den Menschen, dass sie die Spritzen nicht mit anderen teilen sollen, damit sie sich nicht mit Krankheiten anstecken.

Unser Engagement bedeutet für uns Hilfe zur Selbsthilfe. Wir tauschen uns über Erfahrungen, die wir mit unseren Angehörigen, Freunden oder auch professionellen Helfern- z.B. mit Sozialarbeiter*innen- gemacht haben aus. Wir erzählen uns von unseren positiven Erlebnissen, aber auch von schlechten Erfahrungen – aber vor allem darüber, wie wir Probleme überwinden können. Wir wollen nicht, dass andere Menschen über uns bestimmen und uns sagen, was wir tun oder lassen sollen. Wir kennen uns selber doch am besten aus und wissen deshalb auch was uns hilft und was nicht.

Das Recht auf Menschenwürde steht im Gesetz. Für uns bedeutet das, das Menschen, die illegale Drogen nehmen, genauso wie alle anderen Menschen, ein Recht auf Menschenwürde haben. Die Würde ist nicht abhängig davon, wie sich jemand verhält und was er tut. Menschen die Drogen nehmen haben auch Menschenwürde! Sie müssen sie nicht erst erkämpfen indem sie mit dem Drogen-nehmen aufhören.

Seit 1989 vertritt JES die Interessen der Junkies, Ehemaligen und Substituierten. In den einzelnen Städten gibt es zahlreiche Angebote und Möglichkeiten, sich einzubringen und Erfahrungen auszutauschen. Manche Gruppen verteilen z.B. saubere Spritzen in der Szene oder bieten kostenlose Frühstückstreffen an. Hier gibt es dann die Möglichkeit sich frei zu unterhalten zum Beispiel musst du keine Angst haben bestraft oder ausgegrenzt zu werden.

JES-Gruppen findest du in NRW in Bielefeld, Dortmund, Münster, Duisburg, Düsseldorf, Köln, Bonn, Wuppertal, Unna und im Hochsauerlandkreis. Alle Gruppen in NRW haben sich zu einem Landesverband zusammengeschlossen und die JES Gruppen aus ganz Deutschland haben sich zum JES Bundesverband zusammengeschlossen.

Wir treffen uns jeden 1. Freitag im Monat. Teilnehmen können auch Personen, die sich für die JES-Arbeit interessieren. Der Ort wo wir uns treffen wechselt jeden Monat. So können wir alle Gruppen mal besuchen und die Städte besser kennenlernen.

Bei den Treffen tauschen wir Neuigkeiten und Informationen aus, unterstützen uns und machen uns gegenseitig Mut. Dadurch werden wir selbstbewusster und entdecken worin wir gut sind. Auch bei Problemen oder Schwierigkeiten ist es wichtig, sich auszutauschen. Es ist schön gegenseitig voneinander zu lernen und manchmal tut es einfach auch nur gut, wenn wir merken das wir nicht alleine sind. Es ist dann schön zu spüren, dass es Menschen gibt, die einen verstehen. Dann können wir voneinander lernen.

Seit dem 21. Juli 1998 gibt es den weltweiten Gedenktag für verstorbene Drogen gebrauchende Menschen. Der Gedenktag wurde von einer Gruppe betroffener Eltern gegründet (Landesverband der Eltern und Angehörigen für humane und akzeptierende Drogenarbeit NRW). Das waren Eltern, deren Kinder an den Folgen vom Drogennehmen gestorben sind. Sie waren sehr traurig darüber, weil es oft unter anderen Umständen und Bedingungen nicht so weit hätte kommen müssen. Und sie wollten zeigen, dass Menschen die Drogen nehmen auch zur Gesellschaft gehören und nicht vergessen werden sollen.

Zuerst gab es Veranstaltungen zum Gedenktag nur in wenigen Städten, mittlerweile gibt es ihn in ganz Deutschland und auch vielen anderen Ländern. Er ist für unser Netzwerk ein wichtiger Trauer- und Aktionstag, an dem viele Einrichtungen der Drogen- und Aidshilfen mitmachen.

Viele von uns gehen regelmäßig in die Drogenszene. Hier verteilen wir zum Schutz von HIV und Hepatitis saubere Spritzen und Kondome. Wir stehen dann aber auch für alle anderen Fragen und Probleme der drogengebrauchenden Menschen als Ansprechpartner zur Verfügung. Wir verteilen dort aber auch viele Informationsmaterialien zum Thema Drogengebrauch.

Du möchtest auch gerne mitmachen? Du hast Fragen zum Thema Substitution, Selbsthilfe oder Drogen? Du möchtest mehr über „Safer Sex“ oder „Safer Use“ wissen? Das bedeutet zu wissen wie man sich beim Sex oder beim Drogennehmen gut vor Krankheiten schützen kann. Dann kannst Du dich gern an mich wenden – ich bin aus der Gruppe JES Duisburg. Also, wenn du Fragen hast, kannst du Kontakt per E-Mail mit mir aufnehmen. Oder wir machen einen Termin und du kommst in der Aidshilfe in Duisburg vorbei, die Adresse findest du auch unter dem Video. Ich lerne gerade die Gebärdensprache und vielleicht muss ich manchmal nochmal nachfragen, wenn ich eine Gebärde nicht kenne. Ich hoffe du hast Verständnis.

Ich unterstützte dich gern und freue mich wenn du dich meldest!
nadine.bolte@aidshilfe-duisburg-kreis-wesel.de

Aidshilfe Duisburg/Kreis Wesel e.V.
Bismarckstr. 67
47057 Duisburg

Ich möchte mich ganz herzlich bei Allen bedanken, die bei diesem Projekt mitgemacht haben. Ohne Euch wär das nicht möglich gewesen.

Euch allen herzlichsten Dank für Alles! Ihr seid super!

Mitgewirkt haben:

Idee: Renate Hermanns, Nadine Bolte
Antragsstellung, Erarbeitung einer Projektskizze finanzielle Projektdurchführung: Axel Henschel, Ralf Runninger, Nadine Bolte
Drehbuch, Dolmetschen, Darstellung: Nadine Bolte
Videoproduktion, Dreh, Videobearbeitung: Simon Kleinmeyer
Technische Umsetzung: Renate Hermanns
Weitere Unterstützer*innen: Claudia Krause, Transignum Mülheim, gehörlose Berater*innen, Aidshilfe Duisburg Kreis Wesel e.V., JES NRW

Making of-Video
Filmklappe

Wollt Ihr sehen, wie die Videos entstanden sind?
Hier das Video dazu und ein Interview mit Nadine.

Ein dickes DANKE

an

Renate von der css:manufaktur aus Düsseldorf,
die bei der Ideenfindung mitgewirkt und das Projekt technisch umgesetzt hat,
Axel von Vision e.V. aus Köln,
der mir bei Finanzierungsfragen, der Antragstellung und der Erstellung einer Projektskizze geholfen haben;
alle gehörlosen Menschen,
die mich bestärkt haben, so ein Projekt anzufangen und mit mir über die Art der Umsetzung diskutiert haben;
das Transignum der Gebärdenschule aus Mülheim,
die mich beim Dolmetschen unterstützt hat;
Claudia aus der Gehörlosenberatung im Gesundheitsamt Bochum,
die mir immer wieder Mut gemacht hat und mir Selbstzweifel nehmen konnte,
Simon von IT-Dienstleistungen unearth aus Köln,
der die Videos produziert, gedreht und bearbeitet hat und mich immer wieder beim Dreh zum Lachen gebracht hat;
alle vom Team von JES NRW e.V. und der Aidshilfe Duisburg Kreis Wesel e.V.,
die mich unterstützt haben und immer hinter mir standen.

Euch allen herzlichsten Dank für alles! Ihr seid super!